Aperçus über Nirwana, Shunyata und Erlösung...

Der Holon-Dojo nimmt die Leerheit der Leere, die Nichtigkeit des Nichts, die Gegenstandslosigkeit des Gegenstandslosen und die Subjektlosigkeit des Subjektlosen ernst und als solches, nicht aber als Erleuchtung und höchstes Ziel. Vielmehr wird das Zergehen der bewußten Subjektivität mitsamt der Objektwelt des Bewusstseins im Tiefschlaf oder im Tode als das tragische, schmerzliche, grausame, nur selten erlösende, aber unumgängliche Opfer an die Verwirklichung des grandiosen Reigens des Werdens gesehen: das Einzelwesen muss vergehen, speziell das lebendige, wenn denn Entwicklung sein soll.

Als wahres Sein wird nicht Unveränderliches aufgefasst, sondern konkret Existierendes und Vergängliches. Vielmehr wird die Scheinhaftigkeit einer begrifflichen Substanz als einer Bewusstseinskreation betont, auch wenn diese das Konstante im Werden der Akzidentien ist: die Beharrlichkeit der Denk-Identitäten ist allzu oft das Unwahre, das Unrichtige, Unstimmige, das Illusionäre, das Beschränkte... Während die Wahrheit in der 'Bewegung des Begriffs' im Anschmiegen an die Evolution der Um-, Zu- und Gegen-Stände liegt... WirkLichkeit ist Tun, nicht Meditieren, Realität ist konkrete Dinglichkeit, nicht die Verblasung der Gedanken, und Wahrheit ist die Übereinstimmung des Bewusstseins mit der sinnlichen Erfahrung, nicht deren Aufhebung. Das Sein des Gegen-Ständlichen ist per definitionem seine harte Unverrückbarkeit durch jegliches (Wunsch-)Denken; seine Produktion geschieht nicht durch Einbildungsakte, sondern durch Prozesse und Taten, die festen Gesetzen jenseits subjektiver Willkür unterliegen. Das wahre Sein des Objektiven ist sein differenziertes So- und Eigensein: Qualität, und sein wirkliches Sein dessen veränderliches Dasein und Werden im Kontext dialektischen Handelns: GeGebenheit, VorHandenHeit, ZurHandenHeit, Brauchbarkeit, Nützlichkeit, Verwendbarkeit, kurz: Faktizität, die dem Subjekt erlaubt, im Handeln aus GegenStänden Werkzeuge und Mittel der Befriedigung und Zufriedenstellung zu machen. Wahres Sein ist also das Gegenteil der endgültigen Aufhebung von Unterschieden und Gegensätzlichkeiten, vielmehr der Zustand vor deren temporärer Aufhebung im Glückszustand der Befriedung am Ende erfolgreichen Handelns. Wahres Sein löst sich glücklich auf, wenn der "Rechtschaffene" ruht, wenn der "Gerechte schläft", und schmerzlich im Tod des handelnden Subjekts, am Ende des Bewusstseins.

Das Meisterstück ist nicht erlöst zu werden von der Welt, sondern sich harmonisch zu integrieren. Holon-Dojo ist also nicht eine Erlösungs-ReLigio, sondern eine Einlösungs-Lehre.