die holon-dojos als kultur-zentren
beschreibung der räumlichkeiten und ihrer funktionen

 

die kulturzentren, oder auch die holon-dojos, sollen orte werden, an denen die großartige entfaltung des holon, d.h. sowohl der natur als auch der menschlichen kultur, gezeigt, bewundert und verehrt wird; zugleich aber wird auch die gefahr der verkümmerung, der zerstörung aufgewiesen und praktisch bekämpft (umweltproblematik, kriegsgefahr, soziale missstände).

hierzu werden drei arten von räumen nötig sein, die eine art enfilade bilden:

- der raum der betrachtungen, d.h. der lehre, der kontemplation und diskussion;

- der raum der miteinanderseins, d.h. des geselligen, kommunikativen beisammenseins über einem kräftigenden mahle (frei nach dem motto: "essen und trinken hält leib und seele beisammen!" - als programmatischer kontrapunkt zu den zentralen opfermysterien der großen religionen, in denen leib und seele getrennt werden.);

- der raum der vereinigung, d.h. des zusammenkommens von geist, seele und körper und des zusammenkommens der geister, seelen und körper, ein ort also des freudigen, auto- und heteroerotischen bejahens natürlicher, d.h. gesunder und schöner körperlichkeit; aber auch ein ort, an dem mystisch der zusammenhang von einzelwesen und all erlebt wird, als interaktion und vergehen, im erotischen rausch als auch in der vorschau des todes.

im raum der betrachtungen ist der intellekt dominant. es findet sich ein fokus, ein altar, ein ort, auf den die blicke sich richten, an dem die natur symbolisch, pars pro toto präsent ist: ein miniaturgarten mit pflanzen, die die entwicklung des holon versinnbildlichen - v.a. durch die sich entrollenden farne - und mit einem wasserlauf, der den 'fluss der dinge' vergegenwärtigt (vgl. das tao; als gegenpol zu dem feueraltar der herkömmlichen religionen, auf dem das leibliche - pflanzen und fleisch - verbrannt und 'hinweggeläutert' werden). hinzu kommen bildliche symbole, die das prinzip der prokreation durch dialektische zeugung veranschaulichen: paare von mensch und tier, im zustand kommunikativen und erotischen aufeinanderbezogenseins, mit ihren nachkommen.

an diesem ort wird das verwobensein des menschen mit seinem natürlichen substrat ins bewusstsein gehoben; hier wird unsere abhängigkeit, unsere macht und unsere verantwortung i.B.a. die natur - unsere eigene und die 'draußen' - vor augen gestellt und wach gerufen.

hier finden vorträge statt, vorzugsweise multimedial untermalt, umrahmt von musik. es gibt veranstaltungen für interessenten von außen und solche für überzeugte holon-dojoisten, bei denen auch das wertebekenntnis (s. anhang) des holon-dojo vergegenwärtigt wird (am besten projiziert, so dass es von jeder und jedem stillschweigend gelesen oder innerlich nachgesprochen werden kann, so dass aber auch die freiheit für jeden besteht, seine gedanken etwas anderem zuzuwenden, etwa einer wichtigen einsicht aus der vorangehenden repräsentation [im unterschied zu dem kollektiven nachplappern eines glaubensbekenntnisses].)

im raum des miteinanderseins gilt alles dem aufleben des seelischen. hier gibt es tisch(e) und stühle. auch hier steht die natur, als die, die uns ernährt, vor augen: entsprechende bilder an den wänden, pflanzen, dekorationen mit früchten.

im raum der vereinigung ist das körperliche zentrum der kultivierung. er dient der mystischen körperlichen selbstfindung und begegnung mit anderen. formen davon sind: tanz, massage, auto- und heterosexualität.

wird der raum der vereinigung für die 'körperfindung' verwendet sind an den wänden lange reihen von kissenbestückten lagern angeordnet, die durch intimität spendende vorhänge leicht voneinander getrennt oder gar abschließbar sind, die aber ebenso leicht auch entfernt werden können. in der mitte, durch einen schmalen gang getrennt, befindet sich eine plattform, ein altar der offenen körperlichkeit und der erotik, auf dem sich abspielt, was von allen insassen der 'logen' genüßlich, verehrend und meditativ betrachtet werden kann. hier werden gymnastik-, massage- und erotische techniken vorgeführt, hier wird das mysterium der 'evolution der welt durch dialektische zeugung' gefeiert, der hieros gamos, hier wird auch das vergegenwärtigt, was dem menschen am schwersten fällt: die auflösung seiner individualtiät im tod, das sich unbewußte zerstreuen und sichverlieren im all, das größte aller opfer zur ermöglichung der feier der kosmischen evolution.

zum raum der vereinigung sollte ein "bad" gehören, in dem körperlichem wohlbefinden genießerisch gehuldigt und zugleich nüchtern gesundheit gepflegt werden kann - etwa an einem sonntag-vormittag, vor einer musikgerahmten festvortragsveranstaltung mit anschließender diskussion, festessen und geselligem beisammensein. ein solches bad sollte saunen unterschiedliche hitzestufen und feuchtigkeitsgrade, wird ein dampfbad samt den nötigen umkleiden, duschen und tauchbecken bieten. der raum der vereinigung kann dann als ruheraum fungieren.

wird der raum der vereinigung zum tanzen verwendet, räumt mensch die mitte leer und nutzt die liegen am rande als sitzgelegenheiten.

in allen drei räumen finden feiern zu lebenswichtigen ereignissen statt, die gefühl und bewusstsein des lebens steigern und vertiefen: geburt, geburtstags, einschulung, berufsbeginn, verbindung mit einem partner, trennung von einem partner, beginn eines neuen lebensabschnitts (z.B. berufswechsel, umzug), eintritt in eine wichtige gesellschaftliche körperschaft, ende des erwerbslebens bzw. beginn der zeit der freiheit für die kontemplative zuwendung zur welt, tod.

die veranstaltungen des holon-dojo werden - unter rücksichtnahme auf den derzeitigen stand des 'sittlichen empfindens' - in exoterische und esoterische unterteilt: öffentlich sind die events im raum der betrachtungen und des miteinanderseins, reserviert für solche, die 'eingeweiht' wurden, sind die im raum der vereinigung. 'eingeweiht' heißt: fähig sein, an den geschehnissen nicht bloß aus platter sensationsgier teilzunehmen, sondern mit vollem 'philosophischem' bewusstsein.

 

hilmar werner
20.10.03
sinustat@t-online.de.de